von Dietrich E. Würges

Im November 2009 und zwei Jahre später im November 2011 besuchte ich während einer Bolivienreise auch das Krankenhaus San Francisco de Asis in La Paz. Das Hospital ist eine Anlaufstelle für arme Patienten, die sich einen Spitalaufenthalt nur im äußersten Notfall leisten können. Viele der Kranken kommen aus den Yungas und den Armenvierteln von La Paz. Das Spital San Francisco de Asis wurde durch einen Neubau erweitert, der von Österreichern finanziert wurde. In diesem Neubau ist die von uns ausgerüstete Notfall-und Intensivstation untergebracht. Dr. Josimar, Leitender Arzt, sagte mir, San Francisco hat durch diese Notfall- und Intensivstation wesentlich an Bedeutung gewonnen. Erste Hilfe konnte bis dahin nur sehr bedingt geleistet werden.

Für die Notfallpatienten wurde ein separater Eingang ins Gebäude geschaffen. Über einen Lift werden sie in den ersten Stock in die Notfallstation gebracht. Wie Dr. Josimar berichtete, funktioniert die Station ausgezeichnet. Die von uns finanzierte Einrichtung ist sehr leistungsstark und effizient. Die zwei neuangeschafften Betten sind speziell für Notfälle ausgerüstet. Auch der Brutkasten für Frühgeburten hat schon einige Kinderleben gerettet und Leid verhindert.

Bei meinem Besuch war ein Bett mit einem Notfallpatienten belegt, mit dem ich ins Gespräch kam. Der Mann hatte einen Arterienverschluss am Hals und hat dank der Einrichtung überlebt. Dr. Josimar erzählte mir, der Patient sei von der Feuerwehr gebracht worden.

Verwundert erkundigte ich mich, warum die Feuerwehr den Kranken gebracht habe. Man erklärte mir, dass es in Bolivien keine Notfallversorgung gibt, wie in Europa üblich. Die Feuerwehr verfügt über Fahrzeuge mit Blaulicht und kommt so schneller durch das Verkehrschaos als andere Fahrzeuge. Da zudem auch die Spitäler nur sehr notdürftig mit Notfallstationen ausgerüstet sind, müssen sie oft mit ihren Patienten mehrere  Spitäler anfahren, bis es ihnen gelingt den Patienten in einer Notfallstation unterzubringen. Das kann bis zu zwei Stunden dauern. Oft weigern sich die Feuerwehrleute weiter zu fahren und beharren auf einer Aufnahme. Und so kommt es nicht selten vor, dass der Patient, der dringend Hilfe braucht, während des Transports stirbt. Das ist für uns unvorstellbar.

Auch für die Ärzte sind solche Situationen nicht einfach. So wird der Notfalltransport von den Ärzten Camino de la muerte (deutsch: Weg des Todes) genannt.